
Die Frauen Union (FU) Sankt Augustin hatte zu einer Führung über den Jüdischen Friedhof Siegburg eingeladen. Die meisten der knapp 20 TeilnehmerInnen wussten gar nicht, dass es so etwas in Siegburg gibt, obwohl es der größte jüdische Friedhof im Rhein-Sieg-Kreis ist.
Dr. Claudia Arndt, Kreisarchivarin und Mitarbeiterin der „Gedenkstätte Landjuden an der Sieg“, erzählte viel Interessantes über den Friedhof und jüdische Gebräuche betr. Tod und Beisetzung.
In Siegburg gab es sogar eine Synagoge: sie wurde 1841 an der Stelle eingeweiht, wo heute beim C&A ein Gedenkbrunnen ist, wurde aber 1938 abgebrannt. Ein mutiger Jude, Herr Heimann, rannte in die Trümmer und konnte die Thorarollen retten, die noch heute in Haifa/Israel sind.
Früher gab es auf dem Friedhof einen Brunnen, denn die Juden mussten nach dem Verlassen des Friedhofs die Hände waschen, da sie ja bei Toten waren und das galt als unrein.
Da Juden kein Grundstück erwerben durften, musste der Friedhof außerhalb der Stadtmauern liegen. Wenn man ein Einzelgrab hatte, war dies für die Ewigkeit. Es gibt auch nur eine Erdbestattung, d.h. eine Einäscherung ist nicht gestattet. Nachdem ein Jude gestorben ist, darf im ersten Jahr kein Grabstein auf seinem Grab stehen. Ebenso wenig gibt es dort keine Blumen. Alte Grabsteine sind nur in Hebräisch beschriftet, erst ab dem 19. Jh. sind sie zweisprachig, also in Hebräisch und in Deutsch.Es dürfen auch keine Abbildungen auf dem Grabstein sein, außer eine Kanne (dies bedeutet, dass der Verstorbene ein Levit war) oder segnende Hände, die den Strahl Gottes durchlassen können.
Heute leben noch ca. 110.000 bis 120.000 Juden im Rhein-Sieg-Kreis, viele davon aus russischsprachigen Ländern, aber es gibt kein wirklich jüdisches Leben mehr.
Zum Abschluss der Führung konnte die Besuchergruppe den ältesten Grabstein auf dem Friedhof besichtigen: er stammt aus dem Jahr 1696 und beinhaltet u.a. folgende Inschrift: „Seine Seele ist eingebunden in das Bündel des Lebens.“ Brigitte Schnupp (Vorstand FU) bedankte sich bei Dr. Claudia Arndt für die interessante Führung über den Jüdischen Friedhof in Siegburg, der übrigens demnächst als kleiner Park für die Bewohner des z. Zt. nebenan im Bau befindlichen Seniorenheims dienen soll.
Anschließend gingen die meisten Besucher ins „Peperoni im Schützenhaus“, wo man draußen bei kühlen Getränken und leckerem Essen den lauen Frühsommerabend genießen konnte.
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