Mit Verwunderung reagiert die CDU-Fraktion auf die Sitzungsvorlagen zum Stadtbahnkonzept 2026, welche am heutigen 30.10.2024 in einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises beraten werden.
Da die CDU-Fraktion lediglich über die öffentlich zugänglichen Sitzungsunterlagen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises auf die Beratungen aufmerksam wurde, stellte Sie eine ausführliche Anfrage an die Stadtverwaltung Sankt Augustin. „Aus den Unterlagen gehen deutliche Abweichungen vom beschlossenen Konzept der Taktverdichtung hervor, die ggf. erhebliche Auswirkungen auf die Stadt Sankt Augustin haben können. Diese spiegeln sich in einer Verschlechterung des Angebots zu den damals beschlossenen Verbindungsoptionen ebenso wider, wie in zu erwartenden Kostensteigerungen durch bisher nicht bekannte oder kommunizierte Baumaßnahmen “, so René Puffe, stellvertretender Vorsitzender und planungspolitischer Sprecher der Fraktion.
Anders als ursprünglich geplant sollen die Fahrten der Linien 66 und 67 nicht wechselweise im 5-Minutentakt die Ziele Ramersdorf/Bad Honnef bzw. Bad Godesberg anfahren. Nach den neuen Vorlagen soll die Linie 66 zukünftig Sankt Augustin nicht mehr bedienen und ausschließlich zwischen den Endhaltepunkten Tannenbusch und Bad Honnef verkehren. Die Linie 67 würde zukünftig zwischen Siegburg und Bad Godesberg fahren, sodass zum Erreichen der Rheinaue und der linksrheinischen Gebiete Ramersdorf, Königswinter und Bad Honnef zwingend ein Umstieg auf Bonner Stadtgebiet notwendig und der Komfort für die Fahrgäste somit sinken wird.
Ein weiterer und sehr zentraler Kritikpunkt der Christdemokraten sind die bislang nicht vorhandenen Kompensationsmaßnahmen, die einen flüssigen und reibungslosen Individualverkehr per PKW, Fahrrad oder zu Fuß bei deutlich zunehmenden Schrankenschließzeiten gewährleisten sollen. „Die bisherigen Untersuchungen der Korridorstudie zu möglichen Kompensationsmaßnahmen sind bislang völlig unzureichend und bieten keine Lösung für das zu erwartenden Verkehrsproblem“, so Claudia Feld-Wielpütz, stellvertretende Sprecherin im Planungsbereich und langjähriges Ratsmitglied für den stark betroffenen Stadtteil Mülldorf. „Ein Verweis auf die Ost-West-Spange als einzig schrankenfreie Querung der Stadtbahnlinie ist keine Option. Schließlich wurde diese Querung extra für die durch den zu erwartenden Verkehr der huma errichtet. Zum damaligen Zeitpunkt der Planungen spielten eine Taktverdichtung und deutlich längere Schrankenschließzeiten keine Rolle“, so Feld-Wielpütz weiter. Für die CDU-Fraktion waren kompensatorische Maßnahmen daher von Beginn an eine Grundvoraussetzung für eine Taktverdichtung.
In der Gesamtschau mit der bevorstehenden Eröffnung des Outlet und der damit einhergehenden erstmaligen Vollbelegung der huma in Kombination mit einer Taktverdichtung sieht die CDU-Fraktion viele nicht gelöste Probleme im Verkehrsfluss der Stadt.
Fragen bestehen für die CDU-Fraktion auch in Bezug auf die aufgeführten Hinweise zu möglichen baulichen Veränderungen. Laut Sitzungsvorlage müssen verschiedene Wendeanlagen neu geschaffen werden, damit ein 5–Minutentakt überhaupt realisiert werden kann. Unter anderem werden hierzu die Standorte Sankt Augustin Zentrum und Hangelar Ost genannt. Diese verursachen Kosten, die gemäß Sitzungsvorlage noch nicht benannt werden können.
Für Sascha Lienesch MdL, Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion steht fest, dass hier Klärungsbedarf besteht. „Wer trägt die Kosten für die Wendeanlagen? Werden diese über die Umlage verteilt? Wer trägt ggf. über die eigentliche Wendeanlage hinausgehende Kosten? Die Haltestelle Sankt Augustin Zentrum wurde im Zuge der neuen huma komplett umgestaltet und modernisiert. Welche Eingriffe sind hier notwendig?“
Aus den Sitzungsvorlagen geht ebenso hervor, dass es sehr viele Unwägbarkeiten in Bezug auf ein zuverlässiges Angebot der Stadtbahnlinien gibt. „Wenn davon die Rede ist, dass das Konzept grundsätzlich fahrbar ist, durchzuführende Stellwerksimulationen aber noch ausstehen und daher eigentlich die Frage final nicht beantwortet werden kann, dann haben wir sehr große Zweifel an einem zuverlässigen Stadtbahnangebot im 5-Minutentakt, wenn der bisherige 10-Minutentakt von zahlreichen Ausfällen und Verspätungen geprägt ist“, sagt René Puffe auch aus eigener persönlicher Erfahrung.
Nach Gesprächen mit dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, Oliver Krauß, fragt die CDU-Ratsfraktion zudem in einer zweiten Anfrage, ob die Stadt Sankt Augustin auf Arbeitsebene in die Planungen der Änderung des Streckennetzes eingebunden war und ob eine Stellungnahme zu der Thematik gegenüber dem Rhein-Sieg-Kreis abgegeben wurde.
Unter dem Strich bleiben für die CDU-Fraktion viele Fragen offen, weswegen Sie für die Sitzung des Mobilitätsausschusses am 19.11.2024 die Aufnahme eines Tagesordnungspunktes zum aktuellen Sachstand der Taktverdichtung beantragt und eine ausführliche Anfrage zum Thema an die Stadtverwaltung Sankt Augustin gestellt hat.
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