Wuppertal - Schwebebahn und Elisenhöhe

10.07.2014
Senioren Union

Wuppertal = Schwebebahn - darauf wird Wuppertal meistens reduziert, Kulturfreunde wissen noch, dass das berühmte Kunstmuseum „Von der Heydt-Museum“ dort angesiedelt ist und ja dann fällt vielleicht noch der Name „Pina Bausch“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bei der von der Senioren-Union CDU Sankt Augustin angebotenen Tagesfahrt am 10. Juli 2014 dabei waren, wissen jetzt, dass es noch viel mehr über die Stadt an der Wupper zu berichten gibt und es sich lohnt, einmal einen Abstecher dorthin zu machen.

Also von Anfang an: bei schönem Wetter, was nicht zu erwarten war - hatte es doch an den Tagen zuvor pausenlos geregnet – stiegen wir erwartungsfroh in den Bus im Vertrauen darauf, dass uns der Busfahrer gut an unser Ziel bringen würde. Die Fahrt verlief auch ohne Verkehrsstau, was ja zurzeit auf den nordrhein-westfälischen Straßen nicht selbstverständlich ist.

Bei der Einfahrt in die Stadt begrüßt den Besucher natürlich die Schwebebahn be-ziehungsweise der stählerne Koloss, an dem die Bahnen hängen. Unser erster Halt war das Schauspielhaus, dort stieg die Stadtführerin, Frau Jeuck, zu und es begann die Busstadtrundfahrt, während der wir viel über die Stadt und ihre Menschen erfahren haben.

Die erste urkundliche Erwähnung von „Elverfelde“ geht auf das Jahr 1161 zurück und um 1000 soll dort schon die erste steinerne Kirche gestanden haben. Im Jahr 1070 wird „Barmon“ (das heutige Barmen) registriert. Diese beiden Stadtteile Elberfeld und Barmen wurden 1929 durch ein Dekret der preußischen Regierung mit anderen Ortsteilen zur Stadt „Wuppertal“. Das Tal, durch das die Wupper fließt, ist sehr eng, so dass die Stadt im Laufe der Jahre an den Hängen heraufgewachsen ist.

Entlang der Wupper hatten sich bereits um 1400 die ersten Bleichbetriebe angesiedelt und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhielten Elberfeld und Barmen das Monopol auf die Verarbeitung und Veredelung von Leinengarn. Im 18. Jahrhundert entstanden bedeutende Textilmanufakturen und die Stadt stieg unaufhaltsam im 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Industrieregion auf. Vor allem die Bandweberei unter dem Begriff „Barmer Artikel“ erlebte seine Blütezeit. Zunächst in Heimarbeit später in Fabriken wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts Textilien aller Art hergestellt, vor allem aber Bänder, Litzen, Riemen, Kordeln und andere Flechtartikel. Heute ist vieles davon Vergangenheit. Der Anteil der Textilindustrie beträgt heute nur noch vier Prozent. Eine vielfältige Industrie hat sich inzwischen angesiedelt wie Maschinen- und Fahrzeugbau, Eisen-, Blech- und Metallwarenindustrie. Der größte Arbeitgeber in Wuppertal ist heute die Chemische Fabrik Bayer. In Wuppertal begann auch die Geschichte der heutigen Bayer AG mit Sitz in Leverkusen.

Bedeutend und vielfältig ist die Hochschullandschaft in Wuppertal, allen voran die Bergische Universität, die Kirchliche Hochschule, die Technische Akademie und die Hochschule für Musik und Tanz. Letztere hat ihre Bedeutung nicht zuletzt der 2009 verstorbenen Tänzerin und Tanzpädagogin Pina Bausch zu verdanken. Sie hat mit ihrem Tanztheater die Stadt Wuppertal, man darf sagen, in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Während der Busstadtrundfahrt kamen wir an imposanten Stadtvillen in großen Parks vorbei, die zum größten Teil aus der Gründerzeit stammen. Die meisten sehr schön restauriert, weckten bei dem Einen oder der Anderen den Wunsch, dort zu wohnen. Die Stadtführerin erklärte uns, es sei nicht schwer, eine Wohnung in einem solchen Gebäude zu bekommen. Nur hält sich die Nachfrage in Grenzen, da durch die sehr hohen Räume die Heizkosten ins unermessliche steigen können. Aber wünschen und träumen ist ja noch erlaubt.

Nach einer guten Stunde, voll mit Informationen schwirrte uns der Kopf, kamen wir zu unserem nächsten Aus-flugspunkt – dem Wuppertaler Brauhaus. Dort war schon alles für die Mittagspause vorbereitet. Ich glaube, als Erstes haben viele von uns das hausgebraute Bier genossen. Es schmeckte aber auch zu gut. Auch das jeweils gewählte Menü hat allen gut geschmeckt. Das Brauhaus selbst ist ein ehemaliges Schwimmbad. Der großen Eingangshalle mit den Galerien rundherum, auf denen heute die Gäste ihre Getränke und Essen einnehmen,  sieht man die frühere Bestimmung auch noch an. Mit einiger Phantasie konnten wir die Badenixen schwimmen sehen. An den Wänden sind Bilder von Damen und Herren in den Badekostümen von „annodunnemals“ angebracht.

Das Gebäude des Wuppertaler Brauhauses wurde am 19. Juli 1882 im Stadtzentrum der damals selbstständigen Stadt Barmen als Badeanstalt eröffnet und gehörte damit zu den ersten deutschen Volksbädern. Zu dieser Zeit hatte noch nicht jede Wohnung ein Badezimmer. So fand die Körperpflege in der Badeanstalt statt, wegen der Moral in getrennten Schwimmbecken für Damen und Herren, Zur individuellen Körperpflege gab es eine Wannenbadstation. Das unter Denkmalschutz stehende Bad bestand bis zur Schlie-ßung im Jahr 1993 aus einer Schwimmhalle und einem kleineren Becken, dem früheren "Damenbad". Mit der Zeit lohnte sich der Betrieb nicht mehr und das Bad wurde am 30. Juni 1993 geschlossen. Seit 1997 wird in dem denkmalgeschützten Gebäude das „Wuppertaler Brauhaus“ betrieben.

Nach dem Mittagessen kam dann das „Highlight“ für viele von uns: die Fahrt mit der Schwebebahn. In einer Höhe von 8 bis 12 Metern schwebt das Wahrzeichen der Stadt durch Wuppertal auf einer Länge von 13,3 km. Erfunden wurde die einschienige Schwebebahn von dem Kölner Ingenieur und Fabrikanten Eugen Langen; sie war zunächst als Trans-portmittel für die Produkte seiner Firma gedacht. 1898 war Baubeginn. Zwei Jahre danach konnte sich der deutsche Kaiser Wilhelm II. von diesem technischen Wunderwerk überzeugen und am 1.ÂÂÂ März 1901 fand die Eröffnung statt.

Der Bus brachte uns nach Oberbarmen, wo die Strecke beginnt. Von dort sollte uns die Schwebebahn bis zur Endhaltestelle nach Vohwinkel bringen. Doch zunächst stockte alles, da erst die Karten an den Automaten gezogen werden mussten. Also standen Peter Klein, Bernd Jarsetz und die Autorin am Automaten, einer wählte die Viererkarte, der andere warf Geld in den Automaten (der nur Münzen annahm) und der Dritte nahm die herauskommenden Karten an sich und entwertete sie sofort. 12 Karten wurden benötigt, nach 8 Karten hatten wir den Automaten wohl überfordert und er wollte nicht mehr. Nach einem Telefonat und dem Suchen nach einem anderen Automaten hatten wir dann alle Fahrausweise zusammen und die Fahrt konnte – endlich – losgehen. So hoch über den Köpfen der Menschen zu schweben und die vorbei gleitenden Häuser zum Greifen nah zu sehen, das ist schon ein Erlebnis und der Blick auf die Wupper unter uns machte diese Fahrt vollkommen.

Was könnte dieses Erlebnis jetzt noch toppen? In Vohwinkel stiegen wir wieder in den Bus, der uns dort schon erwartete und weiter ging die Fahrt zur „Elisenhöhe“, auf einer Anhöhe in Wuppertal gelegen mit einem Botanischen Garten und dem „Café Elise“, eingebettet in einen baumreichen Park mit vielen Spazierwegen. Die Fahrt durch die Stadt dauerte länger als geplant und so konnten wir nur noch eine abgespeckte Führung durch den Botanischen Garten erhalten. Einige von uns bestiegen den „Elisenturm“. Der 1838 erbaute Turm steht auf dem höchsten Punkt des Botanischen Gartens (220 m über NN). Mit einer Höhe von 21,40 m ist er weithin sichtbar und bildet den optischen Mittelpunkt dieses Bereiches. Er erhielt seinen Namen nach Elise, der Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. von Preußen und steht unter Denkmalschutz. Von dort oben hatte man einen bezaubernden Blick über die Gartenanlage. Da das Wetter es so gut mit uns meinte haben einige nach dem Kaffeetrinken noch einmal den Botanischen Garten und die schönen Parkanlagen genossen, manche auch nur auf einer Bank in der Sonne sitzend.

Schnell und ohne Zwischenfälle brachte uns der Fahrer mit seinem Bus wieder zurück nach Sankt Augustin und ich hoffe, alle sind gut gelaunt und wohlbehalten zu Hause angekommen.


(Texte: Amalie Barzen unter Verwendung folgender Quellen: Internet Wuppertaler Brauhaus; Wuppertal Marketing GmbH; Wikipedia; Fotos:privat)