
© Axel Kirch / CC BY-SA 4.0
Was vor unserer Haustüre liegt, findet in den meisten Fällen nicht unser Interesse, außer wir suchen ein Besichtigungsziel, wenn sich Besuch anmeldet. Doch es lohnt, sich auch einmal nur zum eigenen Vergnügen in der näheren Umgebung umzusehen. Unserem Angebot, das Heimatmuseum in Beuel kennen zu lernen, folgten 24 Mitglieder, dieses Mal eine kleinere Gruppe, als wir es normalerweise gewöhnt sind. Doch für sie hat es sich gelohnt!
Das Museum wirkt – von der Straße aus gesehen – sehr klein. Tritt man durch das schmiedeeiserne Tor öffnet sich ein mit Rasen bedeckter Innen-hof, der von den ein-zelnen Gebäuden um-geben ist, Inmitten der Rasenfläche erhebt sich ein großer Nussbaum, dessen Stamm eine runde Bank umgibt. Es ist ein Bild aus vergangener Zeit.
Und aus vergangener Zeit war zunächst alles was wir zu sehen und zu hören bekamen. Es fängt bei den Römern an - wie ja fast alles in unserer Gegend - und geht dann von Jahrhundert zu Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Wenn sich auch vieles auf die Beueler Geschichte bezogen hat, gab es manche Berührungspunkte zum Rhein-Sieg-Kreis und so hatten wir „Sankt Augustiner“ auch einige „Aha-Erlebnisse“.
Im sogenannten „Backsteinhaus“ erklärte uns Herr Lennarz, der Leiter des Museums, die Entwicklung des „Beueler Raumes“, von der Vorgeschichte bis zu der kommunalen Neuordnung 1969. Von der Römerzeit geht es über in die Frankenzeit mit dem „Dollendorfer Stein“, einem Grabstein mit verschiedenen Zeichen, die man zu den frühesten Christusdarstellungen im Rheinland zählt.
Wir erfuhren etwas über die Entwicklung Beuels, über die erste Vilicher Kirche, von der Doppelkirche Schwarzrheindorf, von der Zerstörung Vilichs im 30jährigen Krieg und dem Siegburger Steinzeug, dem eine eigene Abteilung gewidmet ist. Viele Exponate und Schriften sind zusammen getragen worden. Man merkt beim Anschauen, mit wie viel Engagement und Liebe die ehrenamtlichen Mitarbeiter das Museum eingerichtet haben.
Es ist hier gar nicht alles aufzuzählen, was zu berichten lohnen würde. Zum Beispiel die Geschichte der Selbstständigkeit Beuels, als Leonhard Stroof Bürgermeister von Vilich war, das später in die Gemeinde Beuel übergegangen ist. 1808 war die Gemeinde Vilich durch Napoleon gegründet worden. Über die napoleonische Zeit hinaus blieb Leonhard Stroof Bürgermeister, auch als 1815 Beuel zu Preußen kam. Wir sahen liebevoll eingerichtete alte Bauernstuben und konnten uns in einer Kücheneinrichtung an viele Gegenstände erinnern, die unsere Großeltern noch benutzt hatten und die das Leben nicht gerade leicht machte: keine Zentralheizung, keine elektrischen Küchengeräte usw.
Einen sehr großen Raum nimmt natürlich die Geschichte der Beueler Wäscherinnen ein und wie es zur heute noch jährlich ernannten „Wäscherprinzessin“ gekommen ist. Viele von uns erinnerten sich noch daran, wie mühsam das Waschen in früheren Jahren war, auch wenn sie selbst es schon leichter hatten, aber die Großmütter und Mütter kannten das Waschbrett, auf dem die Wäsche sauber gerubbelt wurde, später kam dann der Waschbottich mit innenliegendem Holzkreuz, das von Hand mittels eines Hebels hin und her gedreht werden musste; noch später konnte diese Arbeit durch Wasserkraft erledigt werden; als die Elektrizität dazu kam, wurde die beschwerliche Arbeit viel leichter. Die Beueler Frauen wuschen die Wäsche für viele wohlhabende Familien in Bonn und Umgebung, bis hin nach Köln. Die gereinigte Wäsche wurde von den Ehemännern auf Kähnen über den Rhein ausgeliefert und die schmutzige Wäsche wieder mitgebracht. Die Frauen mussten hart arbeiten und fühlten sich von ihren Männern unterdrückt. Sie trafen sich zum „Kaffeeklatsch“ und konnten ihren Frust und ihre Nöte loswerden. Daraus entstand der Brauch sich einmal im Jahr am Donnerstag vor Karneval zu treffen und zu feiern. Den Brauch, aus ihren Reihen eine Wäscherprin-zessin zu küren, gibt es seit 1958.ÂÂ Zu den verschiedenen alten Handwerken, die es in den kleinen Schuppen zu bestaunen gibt, hat sich auch ein Stall gesellt, aus dem eine Ziege den Besucher mit großen Augen ansieht.
Bei dem Besuch im Heimatmuseum Beuel haben wir so viel überraschend Neues und Interessantes gesehen und gehörtdass wir einhellig der Meinung waren: dieses Museum ist auch für „Nicht-Beueler“ eine Bereicherung und sollte weiter empfohlen werden. Das Museum befindet sich an der Wagnergasse 2 in Beuel und ist mittwochs, samstags und sonntags von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Gehen Sie mal hin!
(Text und Fotos: Amalie Barzen)
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