CDU-Fraktion stellt Verbesserungsvorschlag für die Südumfahrung vor

12.04.2016
Fraktion

Nach Prüfung der inzwischen verfügbaren Informationen des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) und intensiver interner Beratung kommt die CDU-Fraktion Sankt Augustin zu dem Schluss, dass die Südumfahrung aus städtischer Sicht eine sinnvolle Maßnahme ist.

Um die teilweise berechtigten Bedenken bezüglich der Auswirkungen auf die Landschaft vor allem im Bereich der bisherigen teilweise oberirdischen Streckenführung des Ennertaufstiegs zu berücksichtigen, wird eine Änderung der Trasse vorgeschlagen, durch die der Aufstieg vollständig als Tunnel gebaut und nicht mehr in Birlinghoven an die A3 angeschlossen wird, sondern zwischen Stieldorferhohn und Bockeroth.

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die neue Verkehrssimulation für den Bau der Umfahrung, die eindeutig zeigt, dass sich durch den Bau das Verkehrsaufkommen in Sankt Augustin auf den verkehrsreichsten Straßen fast überall reduziert – z. B. auf der B56 je nach Streckenabschnitt täglich um zwischen 2.000 und 5.000 Kfz (und damit bis zu 25%!), aber auch nicht unerheblich auf z. B. Alte Heerstraße und Pleistalstraße in Birlinghoven. Die einzigen Straßen auf Sankt Augustiner Boden, die gemäß der vom BMVI veröffentlichten Grafik keine Autobahn sind und etwas mehr Verkehrsbewegungen bekommen würden, sind die Konrad-Adenauer-Straße von Hangelar nach Hoholz sowie der Straßenabschnitt der Frankfurter Straße vom Kreisverkehr in Richtung Siegburg.

Zu den grundsätzlichen Überlegungen kommen die sehr negativen Erfahrungen aus Unfällen auf Autobahnen der nahen Umgebung in der letzten Zeit, die auf den Hauptverkehrsstraßen in Sankt Augustin und den umliegenden Kommunen den Verkehr teilweise zum Erliegen brachten, sowie die eindeutig positive Einstellung der hiesigen Organisationseinheiten von IHK, Kreishandwerkerschaft, Haus & Grund, Einzelhandelsverband, DEHOGA und dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute zur Südumfahrung.

Als Stadt mit einem sehr hohen Pendleranteil in der Bevölkerung ist aus Sicht der CDU-Fraktion eine Verkehrsreduzierung aus kommunaler Sicht sehr wünschenswert – z. B., wenn man an die Staus aufgrund des Berufsverkehrs auf der B56 denkt – und führt in der Folge zur Zustimmung zum Bau des Projekts.

Bedenken auch innerhalb der CDU-Fraktion gab es bisher insbesondere aufgrund der Auswirkungen auf die Landschaft, da nach bisheriger Planung die letzten Kilometer der Strecke des Ennertaufstiegs vor der geplanten Anschlussstelle Birlinghoven oberirdisch geführt wurden und teilweise auch eine Brückenkonstruktion notwendig erschienen ließen. Hierzu liegt nun ein alternativer Vorschlag des früheren CDU-Fraktionsvorsitzenden und beratenden Ingenieurs für Hoch- und Tiefbau Arno Koll vor. Dieser sieht zusammengefasst einen vollständigen Tunnel als Verbindung von A3 und Südbrücke ohne Ein- und Ausfahrten vor. Die 4streifige Fahrbahn im Tunnel würde ergänzt um seitliche ÖPNV-Trassen, die als Bahn- oder Busspuren dienen und im Notfall auch als Notspuren genutzt werden können. Hierdurch könnte der ÖPNV erheblich gestärkt werden, da für diesen an der Anschlussstelle A3 ein größerer P&R-Platz sowie Haltepunkte entlang der Strecke eingerichtet werden könnten.

Da es oberhalb des angedachten Tunnels derzeit keine Bebauung gibt, wäre es möglich, über der Tunnelführung eine Grünzone von z. B. 100 Metern Breite anzulegen, die einerseits als zusätzliche Notdurchfahrt für Rettungsfahrzeuge zu den Ausstiegspunkten und andererseits als freier Rad- und Gehweg im Bereich der Naherholung dienen kann.

Durch die vollständig unterirdische Streckenführung dürfte sich wahrscheinlich auch die Zahl der durch das Gesamtprojekt lärmtechnisch mehr belasteten Bürger von 860 reduzieren. Es wurde aber auch ermittelt, dass schon mittels der bisherigen Lösung 4.645 Bürger hinsichtlich Verkehrslärm entlastet würden. In diesem Zusammenhang darf auch nicht vergessen werden, dass die Elektromobilität auch im Straßenverkehr in den nächsten 10 bis 30 Jahren zunehmen und das Gesamtvolumen von Lärm- und Schadstoffemissionen bei dieser Verkehrsart abnehmen wird.

Dass neue Überlegungen des Trassenverlaufs seitens des BMVI durchaus möglich und sinnvoll sein können, macht der Hinweis zur Lage der Trasse in den Projektunterlagen deutlich: „Der in den nachfolgend aufgeführten, herunterzuladenden Lageplänen dargestellte Verlauf des Projekts stellt eine der Lösungsmöglichkeiten dar. Dieser Verlauf liegt der gesamtwirtschaftlichen, umweltfachlichen, städtebaulichen und raumordnerischen Bewertung bzw. Beurteilung zugrunde. In den nachfolgenden Planungsstufen kann sich der Verlauf verändern. In diesem Fall wird regelmäßig eine neue gesamtwirtschaftliche Bewertung zum Nachweis der Bauwürdigkeit des Projekts durchgeführt.“

Natürlich ist zu berücksichtigen, dass bei einer solchen Änderung auch die Kosten und das damit direkt zusammenhängende Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) neu zu kalkulieren sind und sich ggf. ein höherer finanzieller Aufwand ergibt. Damit man eine Einordnung hat, wie positiv das NKV der Südumfahrung von 6,6 derzeit ist, soll folgende Überlegung dienen: Wenn das NKV auf den gleichen Wert wie der des achtspurigen Ausbaus der A59 mit einem NKV von 5,6 gesenkt würde, würde sich rechnerisch ein zusätzlicher Investitionsspielraum von rund 100 Mio. € ergeben!

CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Schell: „Wir hoffen, dass durch diese Überlegung noch einmal Bewegung in die bei vielen Diskutanten seit Jahrzehnten festgefahrenen Diskussion kommt. Es ist offensichtlich, dass die Südumfahrung sehr positive Auswirkungen auf den Straßenverkehr in Sankt Augustin hätte, die alleine aufgrund der zunehmenden Staus im Berufsverkehr auf z. B. der B56 dringend notwendig sind. Daher sollte das gesamte Projekt nicht in Bausch und Bogen abgelehnt, sondern die Beseitigung der negativen Aspekte in Angriff genommen werden, um mit einer Realisierung der Südumfahrung einen langfristigen verkehrlichen Vorteil für unsere Region zu erzielen. Ich hoffe, dass wir mit unserem Verbesserungsvorschlag hierzu einen Beitrag leisten können.“