Tagesfahrt zur Landesgartenschau 2014 in Zülpich

19.08.2014
Senioren Union

Römerfunde, „düxer“ (deutzer) Bock, Blumenpracht und viel Wind

Das vorweg: dass eine so relativ kleine Kommune ein so großes Projekt mit allem was dazu gehört geplant hat und nun mit großem Erfolg präsentiert – das verdient großen Respekt. Wie üblich waren pünktlich zur angesagten Abfahrtzeit alle „an Bord“ und gut gelaunt, obwohl schon abzusehen war, dass das Wetter es nicht gut mit uns meinen würde.

Nach einer guten und freien Fahrt kamen wir pünktlich in Zülpich an, betraten die Stadt durch das Münstertor – eines der vier Stadttore – und vor der Kirche St. Peter auf dem Mühlenberg begann die Führung. In zwei Gruppen erkundeten wir die Stadt, bekamen viel Geschichtliches zu hören (siehe Ausführungen von Helmut Weber), natürlich auch viel von den „Römern“, die in unserer Region

überall ihre Spuren hinterlassen haben. Wir bekamen aber auch die kleinen Begebenheiten erzählt, dass auf dem „Mühlenberg“ tatsächlich im Mittelalter eine Windmühle gestanden hat. Der Nachweis ist auf einer Karte aus dem 16. Jahrhundert erbracht, auf der die damalige Stadt zu sehen ist, mit Stadttoren, Ummauerung und verschiedenen Gebäuden. An Hand dieser Karte konnten Erkenntnisse über Stand und Lage vieler Einrichtungen, wie das „Gasthaus“ (ein Krankenhaus) mit angebauter Kapelle oder die Bedeutung der heutigen Straße „Am Käsmarkt“ gewonnen werden. Dort wurde in früheren Zeiten aber kein Käse verkauft, wie man annehmen könnte, Vielmehr stand dort ein Holzkäfig – der „Käks“ - in den Menschen einen Tag oder mehr gesperrt wurden, die sich etwas haben zuschulden kommen lassen. Also, ähnlich einem Schandpfahl. Wieso der „Käks“ dann zum „Käs“ wurde konnte uns nicht erklärt werden. Auf dem Mühlenberg, vor der Kirche St. Peter steht eine Stele auf der hoch oben der „düxser“ Bock thront. Einem in Zülpich lebenden leitenden Angestellten des Auktionshauses Lempertz in Köln, hat der Bildhauer Gerhard Marks diese Skulptur geschenkt, die im Garten des „Beschenkten“ aufgestellt war. Dann wurde sie der Stadt Zülpich vermacht und nun schaut der „düxer“ Bock auf eine Bevölkerung, die nicht so sehr für den 1. FC Köln schwärmt. Darum hat das Tier auch manchmal einen Schal von Borussia Mönchengladbach umhängen. Auf dem Weg durch die Stadt gab es einen wunderschönen Ausblick durch eines der Stadttore, man sah durch das Tor auf weite Felder und einen mit hellen und dunklen Wolken überzogenen Himmel, der ab und zu etwas blaue Flecken frei gab. Wir lernten, dass der Frankenkönig Chlodwig im fünften Jahrhundert in Zülpich getauft wurde und die Bürger Anfang des 19. Jahrhunderts ihm gerne ein Denkmal auf dem Markt gesetzt hätten. Aus irgendeinem Grunde kam es nicht zustande, wohl aber ein Brunnen mit einer Heldenfigur oben auf, der aber zu Ehren der Gefallenen des Krieges 1870/71 aufgestellt wurde. Für die Zülpicher Bürger ist es der „Chlodwig-Brunnen“ geblieben. Einem dunklen Kapitel unserer deutschen Geschichte begegneten wir leider auch auf unserem Gang durch die Stadt. An einer Mauer sind zwei Gedenktafeln angebracht, die an die Zerstörung der Synagoge im November 1938 erinnern.

So haben wir nach und nach einen kleinen Überblick über die Stadt bekommen, viel altes Bauwerk wurde mit hochmoderner Architektur verbunden und ist eine harmonische Symbiose eingegangen.

Wie das bei Stadtführungen so ist, nach ca. zwei Stunden mit so viel Informa-tionen braucht der Kopf Ent-spannung, die Füße brauchen eine Ruhepause und der Körper muss zu seinem Recht kommen. Im vorgesehenen Restaurant in der Nähe des Stadttores war für uns der Tisch gedeckt und wir genossen die Mittagsrast.

Dann kam der zweite Teil des Tagesprogramms: Der Besuch des Landesgartenschau-Geländes. Eine kleine Bimmelbahn mit offenen Wagen brachte uns zur Gartenschau. Diese Blütenpracht und schön gestalteten Hausgärten, die angelegten Beete, der Lehracker mit verschiedenen Getreidearten, die Abteilung: heimische Vögel, die Skulpturen verschiedenster Art, die gepflanzten Obstbäume und vielen, vielen Beeten mit bunten Wiesenblumen: wollte man das alles beschreiben, man würde keinem Teil gerecht. Man muss es selbst sehen und erleben. Große Wiesen laden zum Entspannen ein, ebenso Liegestühle, die an vielen Stellen aufgestellt sind. Für die Kinder gibt es eine große Schaukel und einen Riesenberg großer Legobausteine, die geradezu zum Bauen von Tischen, Stühlen, Hütten und viel mehr herausfordern. Hier ist der Fantasie keine Grenze gesetzt (auch „Große“ dürfen mitmachen). Von jeder Stelle aus geht der Blick auf einen großen See, was dem gesamten Gelände eine besondere Note gibt.

Leider war das Wetter nicht sehr ansprechend, es war regelrecht schlecht, teilweise regnete es und der Wind pfiff uns um die Köpfe, es war nass und kalt und gerne wäre man in einem netten Café eingekehrt. Doch gibt es nur ein Selbstbedienungsrestaurant in einer riesigen Halle, das nicht gerade zur Einkehr einlud. Zu spät habe ich das kleine Café unten direkt am See entdeckt. Einige aus unserer Gruppe haben sich dort sehr wohl gefühlt.

Zur angezeigten Zeit fanden sich alle am Bus ein, froh, der Kälte zu entkommen und nach einer zügigen Rückfahrt sind Alle in Sankt Augustin wieder gut angekommen.

(Text: Amalie Barzen; Fotos: Heimo Bathelt, Bernd R. Jarsetz, Amalie Barzen)